10 Wie feiern wir Abendmahl? Bilder und Anregungen

Wozu? Was? Wie?

Wie feiern wir als Gemeinde Abendmahl? Diese Frage hat sich während der Coronapandemie neu gestellt. Jahrelang Bewährtes wie der Gemeinschaftskelch kam auf den Prüfstand. Manchenorts wurde experimentiert, z. B. mit Hostienbechern oder digitalen Abendmahlsfeiern.
Und vielen ging während der Coronapandemie wieder auf, dass unsere Abendmahlspraxis immer auch im Wandel ist. Manchmal kommt der Wandel über uns wie im Fall der Coronapandemie. Manchmal entschließen sich Kirchenvorstände auch bewusst, die eigene Abendmahlspraxis zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern.

Falls Sie so ein Kirchenvorstand sind, kann Ihnen das Material auf dieser Website helfen. Es enthält Grafiken und methodische Bausteine, mit deren Hilfe Sie die Abendmahlspraxis in Ihrer Gemeinde betrachten, diskutieren und auch neugestalten können.

Einige Hinweise, bevor Sie beginnen

Nehmen Sie sich Zeit für das Thema, z. B. indem Sie ein Kirchenvorsteher-Wochenende planen oder das Thema über einen längeren Zeitraum immer wieder auf die Tagesordnung setzen. Das Abendmahl ist eines unserer Sakramente. Darüber hinaus ist das Thema erfahrungsgemäß emotionsbesetzt und eng mit der eigenen Frömmigkeit verknüpft. Deswegen benötigen Kirchenvorstände ausreichend Zeit und Raum, um sich gründlich mit Fragen der Abendmahlspraxis auseinanderzusetzen und um alle mit in den Prozess hineinzunehmen.

Das Material ist so konzipiert, dass Sie eine Auswahl unter den verschiedenen Methodenbausteinen treffen können. Die Auswahl hängt sicher auch davon ab, wie vertraut die Gremienmitglieder untereinander sind oder wie groß das Konfliktpotential (z.B. über das Thema Hygiene oder über die Teilnahme von Kindern am Abendmahl) im Kirchenvorstand ist.

Klären Sie, wer beim Prozess in die Moderation geht. Braucht es dafür jemanden von außen? Nicht immer bietet sich die Pfarrerin oder der Pfarrer für diese Rolle an, denn er oder sie will vielleicht lieber intensiv mitdiskutieren.

All unser Nachdenken und Diskutieren soll sich im Resonanzraum der biblischen Texte vollziehen. Wir empfehlen Ihnen daher, biblische Texte, die verschiedene Dimensionen des Abendmahles (als Fest der Hoffnung, Erinnerung, Gegenwart Jesu usw.) vergegenwärtigen, groß auszudrucken und dort auszuhängen, wo der Kirchenvorstand diskutiert und zwar während des gesamten Beratungsprozesses.
Folgende Texte kommen dafür infrage: Lk 24,13-35 (Die Emmausjünger); Mk 14,17-26 (Das Abendmahl); 1. Kor 11,17-22 und 23-26 (Das Abendmahl des Herrn); Mt 9,9-13 (Die Berufung des Matthäus und das Mahl mit den Zöllnern); Joh 6,24-35 (Das Brot des Lebens); 1. Kön 19,1-8 (Elia am Horeb).
Weitere Vorschläge für biblische Texte finden Sie in der Handreichung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens „Abendmahl mit Kindern 2. Handreichung für die Gemeindepraxis“, 2014.

Die Grafiken zum Download als pdf-Dokument

Die Grafiken folgen einem Farbschema.

Die grünen Karten stellen verschiedene Orte dar, an denen Abendmahl gefeiert werden könnte: im Altarraum oder im Freien, am Krankenbett oder in Gestalt eines digitalen Abendmahls vor dem Bildschirm.

Die roten Karten nehmen die Menschen in den Blick, die Abendmahl feiern: Gibt es einen Abendmahlskreis um den Altar oder Einzelkommunion? Sind in Ihrer Gemeinde Abendmahlsfeiern im Familienkreis üblich?

Die unterschiedlichen violetten Grafiken verbildlichen die konkrete Gestalt der Abendmahlsgaben: Sind in Ihrer Gemeinde Hostien oder Brot in Gebrauch, ein großer Kelch oder viele kleine Kelche?

Die gelben Grafiken stellen Möglichkeiten vor, wie die Abendmahlsgaben gespendet oder empfangen werden können: Wird die sog. intinctio praktiziert oder ist ein Gießkelch im Einsatz? Bekomme ich Brot und Wein gereicht oder nehme ich sie mir, z.B. von einem Tablett? (Die Karten, auf denen die ausgestreckten Arme zu sehen sind, sollen das Reichen oder Nehmen der Gaben zum Ausdruck bringen.)

Methoden für den Einstieg

Abendmahl in der Bibel

Vorab: Bei dieser Methode geht es einerseits darum, persönlich ans Thema anzudocken, aber andererseits auch darum, sich den biblischen Befund zum Thema zu vergegenwärtigen, damit er in alle Überlegungen eingehen kann.

Sie brauchen für diese Methode eine Auswahl von biblischen Versen / Texten (siehe oben) zum Thema Abendmahl. Diese hängen groß ausgedruckt an den Wänden.

Planen Sie bitte mindestens 15 Minuten ein.

Und so geht es:
Impuls: Lesen Sie sich die biblischen Texte durch und stellen Sie sich zu dem Text, der gerade die größte Resonanz in Ihnen erzeugt.
Anschließend initiiert die Leitung einen Austausch derer, die sich denselben biblischen Text ausgesucht haben oder führt kurze Interviews mit Einzelnen.

Biographische Momente

Vorab: Diese Methode hilft, Themen und Konfliktfelder rund um das Abendmahl zur Sprache zu bringen. Sie ist gut für Gruppen geeignet, die sich vertraut sind und gewohnt, auch Persönliches zu teilen.
Sie benötigen einen Zeitstrahl von 0 bis 75 (?) Jahren. Bitte planen Sie mindestens 20 Minuten für diesen Schritt ein.

Und so geht es: Legen Sie den Zeitstrahl im Raum aus.
Impuls: Stellen Sie sich an die Stelle, an der Sie ein prägendes Erlebnis mit dem Abendmahl hatten (ein positives oder ein schwieriges)
Anschließend bittet die Moderation darum, dass sich diejenigen, die nah beieinander stehen austauschen oder führt kurze Interviews mit Einzelnen.

Kostbare Abendmahlsmomente

Vorab: Dieser Methodenbaustein dient dazu, die spirituelle Dimensionen des Abendmahls in ihrer Vielfalt zu vergegenwärtigen. Zudem üben die Kirchvorsteher, über geistliche Erfahrungen zu sprechen.
Diese Methode ist gut für den Anfang geeignet, aber auch für den Wiedereinstieg, falls das Thema in zwei Blöcken behandelt wird.
Sie benötigen Moderationskarten in Goldoptik oder aus besonders schönem Papier, Stifte und eine „heilige“ Mitte (z. B. eine schöne Kerze oder ein Blumenstrauß). Planen Sie bitte ca. 20 Minuten ein.

Und so geht es: Jede und jeder der Anwesenden denkt für sich darüber nach, welcher Moment beim Abendmahl ihr oder ihm besonders
kostbar ist oder war. Alle notieren diese Erfahrung auf einer Moderationskarte in Form einer kleinen Geschichte. Die Karten werden um die „heilige“ Mitte gelegt, schweigend von allen gelesen und bleiben danach sichtbar liegen. Im Laufe der Zeit können sie auch an einem anderen Ort platziert werden, sie sollten aber präsent bleiben.

Buchstaben-Assoziationen

Vorab: Bei dieser Methode geht es darum, das Themenfeld Abendmahl durch die Sammlung von Assoziationen zu erschließen, persönliche Anknüpfungspunkte und individuelle Erfahrungen sichtbar zu machen und konfliktträchtige Themen zu identifizieren.
Sie benötigen eine Flipchart- oder Tapetenrolle, auf der das Wort „Abendmahl“ oder „Brot und Wein“ (oder …) in Großbuchstaben untereinander geschrieben ist, außerdem Stifte.
Planen Sie für die Methode etwa 15 Minuten ein.

Und so geht es: Die Anwesenden überlegen sich Assoziationen zum Thema „Abendmahl“, die mit den vorgegebenen Buchstaben beginnen, also etwa „A“ wie „ausgießen“, „B“ wie Brot usw. Vielleicht notieren manche hier auch schon Worte, die Konflikte anzeigen.
Die Ergebnisse werden von der Moderation vorgelesen. Ein Gespräch kann sich anschließen, muss aber nicht.

Onlinevariante: Mithilfe eines Onlinetools (z.B. Mentimeter) erstellen die Anwesenden eine Wortewolke zur Frage: Was fällt Ihnen zum Thema Abendmahl ein? Nachdem die Wortwolke allen präsentiert wurde, kann sich ein Gespräch anschließen: Was fällt Ihnen auf? Was fehlt? Woran könnte das liegen?

Abendmahlsfeier

Vor allem Reden und Reflektieren feiern wir Abendmahl und machen so deutlich: Wir kommen von einer Praxis her, wenn wir über das Abendmahl nachdenken.

Methoden für die Erarbeitungsphase

Abendmahlsfeiern im Wandel

Vorab: Bei diesem Baustein geht es darum, in den Blick zu bekommen, dass es bei der Gestaltung von Abendmahlsfeiern Spielräume gibt. Die Kirchvorsteherinnen und Kirchvorsteher werden sich über die eigene Abendmahlspraxis in ihren einzelnen Komponenten klar und bekommen im besten Fall Lust, die eigene Abendmahlspraxis auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls zu verändern. Planen Sie für diese Einheit mind. 45 Minuten ein.
Sie benötigen dazu die Grafiken (die gibt es weiter oben zum Download), ausgelegt auf einem großen Tisch. Es könnte sinnvoll sein, einige unbedruckte Karten in ähnlicher Größe wie die Abendmahlsgrafiken bereit zu halten.

Und so geht es:
Impuls: Christen und Christinnen haben von Anfang an miteinander Abendmahl gefeiert. Wie sie das getan haben, hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder gewandelt. Einige Beispiele (bitte Auswahl verwenden):

1. Am Anfang haben sich kleine Gruppen in Privathäusern getroffen, um miteinander zu essen und zu trinken. Von Zuhause brachten sie Früchte, Obst, Brot und hin und wieder auch Fleisch mit. Sie lagerten sich um einen Tisch, aßen und tranken miteinander, was da war, beteten, sangen, erzählten. Am Anfang dieses Zusammenseins stand ein besonderer Ritus, in dem Brot gebrochen und gesegnet wurde. Am Ende ging ein gesegneter Gemeinschaftskelch herum. Vielleicht tranken auch alle zugleich aus ihrem eigenen Kelch – darüber wird in der Bibelwissenschaft gerade diskutiert. Diese Mahlfeiern nannte die Christinnen und Christen „Herrenmahl“, weil für sie Christus, der Herr, der eigentlich Gastgeber dieser Mahlfeier war (1. Kor 11,20).

2. 200 Jahre später in Syrien sieht die christliche Mahlpraxis schon ganz anders aus. Nun hat sie die Gestalt einer feierlichen von einem Priester geleiteten Kulthandlung. Die Teilnehmer des Mahles ruhen nicht mehr auf Liegen, sondern sitzen in einer nach Osten ausgerichteten Kirche, nach Alter und Geschlecht sortiert. Zum Gebet müssen alle aufstehen und nach vorn zum Diakon gehen, um ein Stück Brot und einen Schluck Wein zu empfangen.

3. Über 1000 Jahre später kam es in Mitteleuropa immer wieder vor, dass Ritter oder Soldaten vor der Schlacht oder kurz danach sterbend auf dem Feld Grashalme oder Erde unter Anrufung der Trinität verzehrten in dem Glauben, auf diese Weise das Sterbesakrament erhalten zu haben. Daher stammt übrigens die Redewendung „ins Gras beißen“.

4. In Luthers Abendmahlsfeiern hatten die Gläubigen vorher zu fasten, zu beichten und sich anzumelden. Dann empfingen sie die Elemente an den Altarschranken oder (dem Theologen Anselm Schubert zufolge) in den Seitenschiffen der Kirche. Dabei knieten sie und berührten Hostie und Kelch nicht mit den eigenen Händen.

5. Im Nachkriegs-Berlin feierten Menschen angesichts der katastrophalen Versorgungslage Abendmahl über Monate mit kaltem Tee.

6. Das sächsische „Kirchengesetz über die Teilnahme von Kindern am heiligen Abendmahl“ von 1983 legte fest, dass Gemeinden in Absprache mit ihren Nachbargemeinden und im Benehmen mit dem Superintendenten die Entscheidung treffen können, schon getauften Kindern „etwa vom vollendeten achten Lebensjahr an“ die Teilnahme am Abendmahl zu ermöglichen.

7. Während der Coronapandemie haben manche Gemeinden ein Abendmahlsfasten praktiziert, andere nutzten Einzelkelche und einzeln verpackte Hostien. Es gab vereinzelt auch digitale Abendmahlsfeiern, auch wenn nicht alle Landeskirchen die Gemeinden dazu ermutigt hatten.

Impuls: An den Beispielen merkt man, dass die Abendmahlspraxis immer im Wandel ist. Man merkt aber auch, dass beim Begriff „Abendmahlspraxis“ unterschiedliche Aspekte im Blick sind. Folgende Fragen spielen eine Rolle:

1. Wer ist eingeladen?
2. Wo wird gefeiert? Im Altarraum? Zuhause? Vor dem Computer?
3. Wie wird gefeiert? Im Stehen? Im Sitzen? Im Gehen wie beim Wandelabendmahl?
4. Was wird gegessen und getrunken? Brot? Hostien? Wein? Saft?
5. Wie kommen die Abendmahlsgaben zu den Gläubigen? Werden die Hostien gereicht oder genommen? Gibt es einen Gemeinschaftskelch?

Impuls: Manchmal vollziehen sich Änderungen langsam. Manchmal geht es auch schnell. Das haben wir während der Coronapandemie erlebt. Erinnert Ihr Euch noch? Wie haben wir vor 2020 normalerweise Abendmahl in unserer Gemeinde gefeiert?
Nun werden die Teilnehmenden gebeten, die passende Grafiken zusammenstellen. Eventuell muss noch nach Sonderfällen gefragt werden (Abendmahl am Krankenbett? usw.) Solche „Sonderfälle“ können in einem größeren Kreis um die Grafiken angeordnet werden, die die übliche Praxis repräsentieren. Das entstehende Bild sollte festhalten, z. B. fotografiert werden.

Dann kommt die zweite Runde: Wie haben wir während der Corona-Pandemie in der Regel Abendmahl gefeiert?
Auch dieses Praxis sollte mithilfe der Grafiken zusammengestellt und eventuell dokumentiert werden.

Die dritte Frage muss dann lauten: Wie feiern wir aktuell Abendmahl (im Gottesdienst, aber auch in verschiedenen Gruppen)?
Liegen bleiben sollte zum Schluss auf jeden Fall die gegenwärtige Praxis, die ungenutzten Grafiken nicht wegräumen, sondern in Sichtweite lassen.


Variante für Onlinesitzungen oder technikaffine oder große Gremien: Die Grafiken können auch auf einem digitalen Whiteboard hochgeladen und verschoben werden.

Abendmahlspraxis im Laufe der Kirchengeschichte

Vorbereitung: Bei dieser Methode geht es um eine vertiefte Auseinandersetzung mit der immer im Wandel begriffenen Abendmahlspraxis.
Sie benötigen den Film „Impuls zum Abendmahl aus kirchengeschichtlicher Sicht“ von Prof. Klaus Fitschen. Der Vortrag liegt auch in Textform vor. 

Film: Abendmahl kirchengeschichtlich von Prof. Klaus Fitschen

Der Film ist 17 Minuten lang, der anschließende Austausch könnte 20-30 Minuten in Anspruch nehmen.

Und so geht es: Schauen Sie sich gemeinsam den Film an oder lesen Sie das Skript. Tauschen Sie sich aus: Was hat mich an diesem Impuls besonders angesprochen? Was hat mich irritiert? Wirft die kirchengeschichtliche Entwicklung Licht auf unsere Abendmahlspraxis? Wo gibt es Verbindungen?

Warum feiern wir Abendmahl so wie wir es gerade tun?

Vorab: Hier geht es darum , sich über implizite und explizite Gründe und Motive der eigenen Abendmahlspraxis klar zu werden und auszutauschen.
Dazu benötigen Sie eine Pinnwand mit Pinnnadeln (dort könnten schon einmal mittig die Grafiken angepinnt werden, die die aktuelle Abendmahlspraxis zum Ausdruck bringen), Moderationskarten, Stifte, ev. schon vorbereitete Clusterüberschriften, Wunschkarten und etwas, woran die Wunschkarten aufgehängt oder angebracht werden können (eine Garderobe? Äste in einer Vase?).
Planen Sie bitte mind. 45 Minuten für diesen Methodenbaustein ein.
Und so geht es: Impuls: Dass sich die Abendmahlspraxis immer wieder wandelt und verändert hat Gründe. Die können theologischer, aber auch praktischer Natur sein. Ein Beispiel: Warum wurde im Mittelalter vielerorts auf den sog. „Laienkelch“ verzichtet? Dafür gab es offenbar mehrere Gründe:

1. ein ökonomischer Grund: Wein war (zumindest in Nordeuropa) Mangelware
2. ein theologischer Grund: Weil man davon ausging, dass der Wein tatsächlich durch die Konsekration in das Blut Christi verwandelt wurde, war es schwierig ihn zu verschütten, was ja bei der Communio leicht passieren konnte. Es gibt Anordnungen in kirchlichen Ordnungen dieser Zeit, dass verschütteter Wein vom Boden aufgeleckt, der Boden abgeschabt, das abgeschabte Material verbrannt und dessen Asche in der Sakristei aufbewahrt werden muss. Dies führte dazu, dass es zu dieser Zeit nicht nur einen „Kelchentzug für die Laien“, sondern auch einen bewussten Kelchverzicht der Abendmahlsgemeinde gab
3. ein medizinischer Grund: auch das Thema Seuchengefahr spielte wohl mancherorts eine Rolle beim Verzicht auf den Laienkelch

Impuls: Was sind unsere Gründe? Warum feiern wir Abendmahl so wie wir es gegenwärtig tun? Lassen Sie uns das einmal zusammentragen. Nun werden Gründe gesammelt, diskutiert, präzisiert, aufgeschrieben und geclustert. Das braucht Zeit und mehrere Runden. 
Mögliches Cluster (die auch schon von Anfang an sichtbar sein könnten) sind: 

1. Theologische Gründe (z. B. Wir wollen, dass alle in der Gemeinde am Abendmahl teilnehmen können)
2. Medizinische Gründe (z. B. Ansteckungsrisiken vermindern) 
3. Psychologische Gründe (z. B. Angst vor Ansteckung ernst nehmen, Ekelgefühle vermeiden) 
4. Praktische Gründe (z. B. „Wer soll die Einzelkelche alle abwaschen?“) 
5. Soziale Gründe (z. B. „Wir wollen niemanden ausschließen“) 
6. Finanzielle Gründe (z. B. „Bei Einzelkelchen verbrauchen wir viel zu viel Wein.“) 
7. Ästhetische Gründe 
8. Persönliche Gründe 
9. Traditionsgründe (z. B. „So machen wir das schon immer.“)

Fragen für das weitere Gespräch
Was fällt Ihnen auf? Welche Gründe dominieren? Die praktischen? Die theologischen? Wie beurteilen Sie das? Was fehlt? Sind manche Rubriken vielleicht gar nicht unterlegt? Welche Gründe sind aus Ihrer Sicht besonders wichtig?  Die entsprechenden Moderationskarten könnten mit Ausrufezeichen versehen werden.
Gibt es Gründe, die wir hinterfragen müssen und wenn ja wie? Die entsprechende Moderationskarten könnten mit Fragezeichen versehen und Arbeitsaufträge verteilt werden, falls Gründe überprüft werden müssen, z. B. vermeintlich medizinische Gründe. 
Fallen Ihnen Menschen ein, die unsere aktuelle Abendmahlspraxis ausschließen könnte? Und falls ja, was bedeutet das für unser Nachdenken?

Impuls: Wenn Sie einen Wunsch formulieren dürftet, wie würde der lauten? Vervollständigen Sie bitte für sich den Satz: „Ich wünsche mir für unsere Abendmahlsfeiern, dass sie …“
Nun können alle ihre Wünsche auf Wunschkarten schreiben, sie vorlesen und sichtbar aufhängen. Diese Wünsche dürfen auch später noch aktualisiert, ausgetauscht, ergänzt werden.

Der fremde Blick

Vorab: Wenn der Kirchenvorstand beim Thema auf der Stelle tritt, kann diese Methode helfen, den Blick zu weiten. Sie hilft dabei, die Wahrnehmung der eigenen Abendmahlspraxis zu schärfen und zu vertiefen. Ihr Ziel ist es, die Wirkungen der Abendmahlspraxis für „Außenstehende“ zu reflektieren.
Sie benötigen vorbereitete Blätter mit den angefangenen Sätzen, Stifte und eventuell eine Pinnwand.
Planen Sie bitte etwa 45 Minuten ein.

Und so geht es: Impuls: Stellen wir uns vor, eine Ethnologin käme zu einer unserer Abendmahlsfeiern. Sie hat vom Christentum keine Ahnung. Aber sie ist eine gute Beobachterin. Wenn sie erleben würde, wie in unserer Gemeinde Abendmahl gefeiert wird, was würde sie denken? Vervollständigen Sie in Partnerarbeit einige der folgenden Sätze, die die Ethnologin in ihr Feldtagebuch schreibt.

Heute habe ich eine religiöse Feier in Name des Ortes und der Kirche besucht. Die Feier wird „Abendmahl“ genannt.
Die Grundstimmung der Feier ist … (z.B. festlich, fröhlich, ernst)
Was da geschieht ist so ähnlich wie … / erinnert mich an …
Meiner Beobachtung nach, ist die wichtigste Person im Geschehen …. Außerdem gibt es noch … und …
Merkwürdig kommt mir vor …
Ich verstehe nicht, wieso …
Lesen Sie einander ihre Texte vor. Und hängen Sie die Texte an die Pinnwand. Nun initiiert die Moderation einen Austausch: Was fällt Ihnen auf? Was lösen die Einträge in Ihnen aus? Welche Gefühle? Wollen Sie Ihre Wünsche ergänzen?

Gabe und Gemeinschaft – wo steht unsere Abendmahlspraxis?

Vorab: Hier geht es darum, die eigene Abendmahlspraxis aus einer dezidiert theologischen Perspektive zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu justieren.
Sie benötigen dazu den Film „Wo stehen wir und wie geht es weiter?“ von Prof. Alexander Deeg oder das entsprechende Skript. Der Film dauert 25 Minuten.
30 Minuten sollten Sie für die anschließende Diskussion einplanen.

Film: Wo stehen wir und wie geht es weiter von Prof. Alexander Deeg


Und so geht es: Schauen Sie sich gemeinsam den Film von Alexander Deeg an oder lesen Sie den entsprechenden Text. Die Moderation ermutigt, erste Reaktionen zu äußern und Verständnisfragen zu stellen.

Impuls: Alexander Deeg schlägt vor, Abendmahlspraktiken daraufhin zu untersuchen, ob sie den Gabecharakter des Abendmahls zum Ausdruck bringen und erlebbar machen, dass es im Abendmahl um die Gemeinschaft zwischen uns und Gott (vertikale Gemeinschaft) sowie um die Gemeinschaft unter den Feiernden (horizontale Gemeinschaft) geht.
Die Moderation initiiert kleine Gesprächsgruppen zu folgenden Fragen:
1. Wie kommt der Gabecharakter des Abendmahls in unseren Feiern zum Tragen?
2. Wie die horizontale Gemeinschaft?
3. Wie die vertikale Gemeinschaft?
4. Sehen wir Veränderungsbedarf?
Impuls: Wollen Sie Ihre Wünsche an das Abendmahl noch einmal verändern? Einen Wunsch wegnehmen? Einen Wunsch ergänzen?
Nun wird eventuell an den Wünschen aus Methodenbaustein „Warum feiern wir Abendmahl so, wie wir es gerade tun?“ weitergearbeitet.


Methoden für die Entscheidungsfindungsphase

Wollen wir etwas ändern?

Vorab: Hier geht es darum, zu klären, wie groß die Bereitschaft im Kirchenvorstand ist, die Abendmahlsfeiern in der Gemeinde zu ändern. Für diese Methode benötigen Sie Platz und fünf 14-Blätter, auf denen jeweils eins der folgenden Statements steht: „sehr dafür“, „eher dafür“, „neutral“, „eher dagegen“, „sehr dagegen“.
Je nachdem, wie groß die Bandbreite der Meinungen ist, kann dieser Schritt bis zu 30 Minuten in Anspruch nehmen. Vielleicht stehen aber auch alle Anwesenden sehr nah beieinander, dann geht es schnell.

Und so geht es: Legen sie die fünf Statements auf einer imaginären Linie im Raum aus. Bitten Sie die Anwesenden aufzustellen, entsprechend ihrer Meinung zur Frage: Wollen wir an der Abendmahlspraxis / den Abendmahlspraktiken unserer Gemeinde etwas ändern.
Dann erhalten alle Gelegenheit, ihre Position zu erklären. Im Gespräch wird ein Konsens ausgelotet und das weitere Vorgehen besprochen.

Aus Wünschen werden Leitsätze

Vorab: Nun geht es darum, das Erarbeitete zusammenzuführen und konkrete Veränderungen zu ermöglichen. Dafür benötigen Sie die Wünsche der Kirchvorsteherinnen und Kirchvorsteher, Zettel und
Stifte. Planen Sie für die Einheit mindestens 30 Minuten ein.

Und so geht es: Legen Sie alle Wünsche, die die Kirchvorsteher im Laufe des Prozesses formuliert haben, nebeneinander und lesen sie sie noch einmal lauf vor. Sortieren Sie gemeinsam die Wünsche. Welche Wünsche gehören zusammen? Was ergänzt sich? Was schließt sich aus?
Nun werden die Wünsche in Leitgedanken umgewandelt , denen die gemeindliche
Abendmahlspraxis verpflichtet sein soll, z. B.: „Unser Abendmahl … wird als Gabe erfahren / lässt viele teilhaben / bringt die Gemeinschaft der Feiernden zur Geltung / orientiert sich an …“
Möglicherweise ist an dieser Stelle auch noch einmal ein Blick auf die biblischen Einsichten nötig, verbunden mit der Frage, ob diese in den Wünschen und Leitgedanken ausreichend berücksichtigt wurden. Entweder reduzieren sich die Wünsche der Beteiligten auf einige
kompatible Leitgedanken, sodass man gut damit weiterarbeiten kann und es zu einer neuen Praxis führt. Vielleicht bleibt aber auch Widersprüchliches stehen, dann braucht es einen weiteren Schritt.

Sich zwischen Alternativen entscheiden

Vorab: Wenn sich die Wünsche nicht in einige wenige kompatible Leitgedanken umwandeln lassen, braucht es eine Entscheidung, welcher Weg beschritten werden soll. Dazu benötigen Sie ein Flipchart und mindestens 30 Minuten Zeit, eher mehr.

Und so geht es: Für jede der alternativen Optionen werden sichtbar Pro-Argumente gesammelt und aufgeschrieben. Eventuell ist es an dieser Stelle auch sinnvoll, verschiedene Feierformen für verschiedene Situationen in der Gemeinde bedenken (kirchenjahreszeitlich, zielgruppenspezifisch …). Vielleicht lohnt es sich, noch einmal zu zweit in einen Austausch zu gehen? Dann könnte eine Abstimmung (mit einfacher? Zwei-Drittel-Mehrheit?) herbeigeführt oder mithilfe der Methode des Konsensierens eine Entscheidung getroffen werden. Beim Konsensieren wird die die Option weiterverfolgt, der die Teilnehmenden am wenigsten Widerstand entgegensetzen.
Wie geht konsensieren?

Was wollen wir verändern?

Vorab: Bei diesem Schritt geht es darum, Verabredungen zur Abendmahlspraxis (oder den Abendmahlspraktiken) in der Gemeinde zu treffen. Eventuell benötigen Sie dazu noch einmal die Grafiken und etwas, mit dessen Hilfe sich die Ergebnisse des Prozesses dokumentieren lassen.
Planen Sie bitte 30 Minuten oder mehr dafür ein.

Und so geht es: Überlegen Sie in Kleingruppen oder in der großen Runde: Was müssten wir an unserer Abendmahlspraxis ändern, um den Leitsätzen gerecht zu werden, auf die wir uns geeinigt haben? Dafür können noch einmal die Grafiken genutzt werden. Vielleicht ist es sinnvoll, die entstandenen Ideen in Abendmahlsfeiern mit dem Kirchenvorstand auszuprobieren und zwar in den verschiedenen Räumen (Altarräume verschiedener Kirchen, Gemeindesaal …), die es in der Gemeinde gibt, und sich danach auszutauschen: Was funktioniert gut? Was sind praktische Hürden?

Alle Grafiken als Einzeldownloads in einem Bildformat

Und wer hat sich das ausgedacht?

Das Abendmahlsprojekt entstand in Zusammenarbeit von Prof. Alexander Deeg (Universität Leipzig), Dr. Martin Teubner und Oberlandeskirchenrat Dr. Thilo Daniel (beide vom Landeskirchenamt), Sarah Zehme (Pfarrerin im Kirchenbezirk Meißen-Großenhain) und Dr. Kathrin Mette (Ehrenamtsakademie).

Die Grafiken hat Katharina Probst beigesteuert (www.katharinaprobst-malerei.de/)