11 Bilanz ziehen

Jetzt ist die Zeit dafür richtig

Können Sie es fassen? 2026 ist schon wieder Kirchenvorstandswahl. Die aktuelle Legislatur geht zu Ende. Kurz vor dem Ende der Legislatur lohnt es sich, Bilanz zu ziehen und sich zu fragen: Wie habe ich die letzten Jahre im Ortsausschuss, in der Kirchgemeindevertretung oder im Kirchenvorstand erlebt? Was war mir wichtig? Was ist gelungen? Was nicht? Was brauchen wir, damit es in der nächsten Legislatur besser läuft?

Genau diese Fragen hat die Ehrenamtsakademie den Kirchvorsteherinnen, Ortsausschüssen und Kirchgemeindevertretungen gestellt. Drei Monate lang konnten sie an einer entsprechenden Umfrage teilnehmen. Hier sind die Ergebnisse:

Natürlich kann jede Kirchvorsteherin und jedes Mitglied des Ortsausschusses für sich allein Bilanz ziehen.
Es geht aber auch gemeinsam. Erkenntnisse, Erfahrungen und Einsichten miteinander zu teilen, könnte hilfreich sein, zum Beispiel für die nächste Legislatur.

Und wie zieht man gemeinsam Bilanz? Hier sind einige Anregungen.

Bootsfahrt

Eine erste Möglichkeit besteht darin, die Zeit im Kirchenvorstand oder in der Kirchgemeindevertretung mit einer Bootsfahrt zu vergleichen und gemeinsam folgenden Fragen nachzugehen:

Der Blick auf die Crew
Finden Sie drei Begriffe, die zu Ihrer Zusammenarbeit passen.
Welche Merkmale Ihrer gemeinsamen Arbeitskultur sollten unbedingt beibehalten werden?
Was genau war hilfreich?
Was würden Sie gerne weiterentwickeln?
Wie kommen Neue in die feste „Besatzung“?

Der Blick auf das Logbuch: Fahrtstrecke, Etappenziele, Ausrüstung
Darüber freuen wir uns …
Das hat uns überrascht …
Darauf sind wir stolz …
Was waren unsere Erfolgsfaktoren?
Was haben Sie für die Zukunft daraus gelernt?

Flauten und Stürme
Das waren Flauten oder Stürme …
Wie haben Sie diese bewältigt?
Was hat Sie durchhalten lassen?
Was können Sie daraus lernen?

Seekrank
Da bin ich / da sind wir noch schwindlig, da ist mir / uns noch etwas flau …
Worüber muss noch einmal geredet werden?
Was braucht noch Klärung? Mit wem und wann?
Wie ist es, wenn es wieder gut ist? Was ist ein Schritt in diese Richtung?

Unser Anker
Was hat mir / uns Halt und Stabilität gegeben?
Wie kann dies erhalten bleiben?
Was haben Sie / andere dafür getan?

Horizont
Was kommt auf uns zu? Was taucht auf?
Was davon müssen Sie selbst noch in den Blick nehmen?
Was würden Sie gerne noch anstoßen?
Was lassen Sie sein?

Bilanz-Landschaftskarte 

Der Zeitaufwand für diese Methode bewegt sich zwischen 60 und 120 Minuten. Dafür werden Blätter oder Moderationskarten, eine Flipchart und Moderationsstifte benötigt. Außerdem die ausgedruckte Bilanz-Landschaft, entweder einmal als großes Plakat für die Mitte oder die einzelnen Landschaftsbereiche (Jubelwiese, Kummersee usw.) als A4- oder A3-Ausdrucke. Eventuell kann es auch sinnvoll sein, die Bilanzlandschaft noch einmal auf A4 oder A5 für jedes Gremienmitglied auszudrucken.

Einzelarbeit
Zunächst wird die Methode anmoderiert, zum Beispiel mit folgenden Worten: „In bildhafter Sprache versucht diese Landschaft Erlebtes zu ordnen. Nicht nur Fakten haben darin Platz, sondern auch Deutungen und Gefühle. Es geht nicht nur um das, was war, sondern auch darum, wie Sie es erlebt haben und vor allem, wie es sich für Sie angefühlt hat.
Füllen Sie die Bilanzlandschaft zunächst mit Ihren persönlichen Erlebnissen und Eindrücken. Machen Sie sich eventuell Notizen.“

Austausch in Kleingruppen
Danach sollen sich die Gremienmitglieder in Kleingruppen finden, ideal sind „Trios“ und sich darüber austauschen, wo sie etwas ähnlich, wo ganz unterschiedlich erlebt haben. Wenn möglich sollen die 3-5 wichtigsten Punkte auf je eine Moderationskarte notiert werden.

Wichtiges allen zugänglich machen
Nun geht es wieder ins Plenum. Die Kleingruppen stellen ihre 3-5 wichtigsten Punkte vor und legen die entsprechenden Moderationskarten auf die passende Stelle in der Bilanzlandschaftskarte in ihrer Mitte.

Schlussfolgerungen ziehen
Daran sollte sich eine Gesprächsrunde anschließen, entweder noch einmal in der Kleingruppe und dann im Plenum oder gleich im Plenum. Weiterführende Fragen dafür könnten sein:
1. Welche Hinweise auf Themen/Herausforderungen für den neuen Kirchenvorstand gibt uns die Landschaft?
2. Was bleibt unerledigt? Was können wir noch „würdig“ verabschieden?
3. Was sollte ein neuer Kirchenvorstand anders machen?

Klären Sie anschließend: Soll etwas aus dem Gespräch für den neuen Kirchenvorstand festgehalten werden? Verständigen Sie sich, wer sich wann darum kümmert.

Aus: Unterwegs zur Wahl. Ein Leitfaden, hrsg. vom Amt für Gemeindedienst, Nürnberg 2017.

Gemeinsame Inventur 

Für diese Methode eines qualifizierten Rückblicks sollten Sie sich ausreichend Zeit nehmen, z. B. eine komplette Sitzung lang. Folgende Schritte sind bei dieser Methode zu gehen:

Der Rückblick
Vergegenwärtigen Sie sich wichtige Aktivitäten, Ereignisse und Daten der Kirchengemeinde/des Kirchenvorstandes, die in den letzten Jahren zu verzeichnen sind.
Dafür ist es hilfreich, eine Jahreszeitleiste vorzubereiten. Schreiben Sie zunächst die Jahreszahlen auf ein A4-Blatt und fügen Sie auf einem weiteren A4-Blatt die wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Daten dieses Jahres hinzu.
Als nächstes werden dann Ereignisse und Erinnerungen des kirchlichen Lebens gesammelt, die in diesem Jahr relevant waren.
Sie werden erstaunt sein, wie viele Ereignisse und Eindrücke Sie gemeinsam zusammentragen.

Austausch
Sprechen Sie nun über Ihre Erinnerungen an die Arbeit im Kirchenvorstand, indem Sie sich über folgende Fragen austauschen:
1. Was haben wir erreicht?
2. Was waren wichtige Erfahrungen, die uns als Kirchenvorstand prägten?
3. Was waren wichtige Veränderungen?
4. Was blieb auf der Strecke?

Es empfiehlt sich, mit ausreichend viel Zeit zunächst in Kleingruppen zu dritt oder viert diese Fragen zu erörtern. Notieren Sie Ihre Antworten und Eindrücke auf Kärtchen.
Erst danach werden die Ergebnisse in der großen Runde präsentiert.

Die Auswertung
Würdigen Sie dann Ihre gemeinsame Arbeit: Wir haben viel erreicht und auf manches können wir auch stolz sein.

Gönnen Sie sich an dieser Stelle eine Belohnung. Vielleicht ein bis zwei Trüffelpralinen oder ein Glas Sekt.

Nehmen Sie danach auch die offenen Fragen und die Problembereiche in den Blick:
1. Welche Angelegenheiten sollten noch abgeschlossen werden?
2. Was empfehlen wir einem neuen Kirchenvorstand?
3. Wie wollen wir die Wissensweitergabe sicherstellen?